Bei 23 Grad Außentemperatur mehr als 50 Grad auf der Ladefläche
Die Testergebnisse zeigen eindeutig, dass an keinem Tag ein erhebliches Risiko besteht. Zudem hat die Untersuchung mehrere allgemeine Erkenntnisse bestätigt. So folgt die Temperatur im Laderaum eines untemperierten Fahrzeugs dem Anstieg der Außentemperaturen im Tagesverlauf erstens ohne nennenswerte zeitliche Verzögerung. Zweitens heizt sich der Laderaum nicht langsam und parallel zum Anstieg der Außentemperatur auf, sondern die Temperatur im Innenraum steigt teilweise exponentiell zur Außentemperatur an. Schon bei einer Außentemperatur von 16 Grad wurden bei zehn Prozent aller Messungen im Laderaum Temperaturen von mehr als 25 Grad festgestellt. Es kommt also schon bei normalen Außentemperaturen zu erheblichen Abweichungen, wenn keine aktiv temperierten Fahrzeuge eingesetzt werden. Bei einer Außentemperatur von 23 Grad Celsius wurden in den Fahrzeugen Spitzentemperaturen von über 50 Grad gemessen, bei einer Außentemperatur von 30 Grad sogar von über 60 Grad Celsius. Die Farbe eines Fahrzeugs ist nach den Erkenntnissen unserer Studie nicht entscheidend dafür, wie stark sich ein Fahrzeug aufheizt. Die Unterschiede zwischen weißen und anthrazitfarbenenen Fahrzeugen machten im Schnitt nur ein oder zwei Grad Unterschied aus.
Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass neben der Temperatur in den Fahrzeugen auch die Temperatur in den Umschlaghallen ein hohes Risiko für Medikamententransporte darstellt. Ohne aktive Kontrolle und Gegenmaßnahmen steigt die Temperatur in herkömmlichen Umschlagzentren im Tagesverlauf kontinuierlich an. Messungen zeigen, dass der Temperaturhöhepunkt nicht mittags, sondern am späten Nachmittag erreicht wird – genau zu der Zeit, wenn die Sendungen der Kunden eintreffen. Ist der Aufheizungsprozess einmal in Gang gekommen, kann aufgrund der großen Masse der Gebäude ein Temperaturanstieg, etwa über die 25-Grad-Grenze des Raumtemperaturbereichs, dann ohne aktive Klimatisierung nicht kurzfristig verhindert werden. Die Kühlung muss frühzeitig beginnen, in der Regel noch am Vormittag. Und um genau zu wissen, wann wie stark eingegriffen werden muss, ist eine kontinuierliche Messung, Dokumentation und Auswertung von Temperaturprotokollen notwendig.